m Jahr 2020 konnten neun Männer und Frauen das Zertifikat für ihren erfolgreich abgeschlossenen Befähigungskurs zum Hospizbegleiter/zur Hospizbegleiterin entgegennehmen. Eine von ihnen ist Teresa Mautes aus Koblenz. Die 27-Jährige hat sich schon nach ihrem Abitur mit den Themen Trauer, Tod und Sterben auseinandergesetzt. „Nutze die Chance und mach etwas, wozu du sonst vielleicht nicht mehr die Gelegenheit bekommst“, hatte ihr Vater ihr damals geraten. Und so führte Teresa Mautes Weg die junge Frau erst einmal nach Uganda, wo sie einen Freiwilligendienst mit der Entsenderorganisation EIRENE in einem Hospiz leistete. Darüber hinaus hatte sie auch die Möglichkeit, an Palliativ-Care Vorlesungen teilzunehmen. „Während dieser Zeit habe ich viel gelernt und letztendlich dann auch mein Studium danach ausgerichtet“, berichtet Teresa Mautes, die mittlerweile ihr Bachelor-Studium der Soziologie und Psychologie abgeschlossen hat. Über das Studium und den Kontakt von sehr guten Freunden kam sie auch mit dem Neuwieder Hospizverein in Kontakt, weil sie ihre Bachelorarbeit zum Thema Trauer schreiben wollte. Hier bekam sie nicht nur die gewünschten Informationen zur Trauerarbeit, sondern auch die Möglichkeit geboten, an einem Befähigungskurs zur Hospizbegleiterin teilzunehmen. Teresa Mautes nahm dieses Angebot an, mittlerweile begleitet sie einen Menschen auf dem letzten Abschnitt seines Lebensweges. Dass sie die jüngste Teilnehmerin im Kurs war, störte Teresa Mautes überhaupt nicht. „Ich habe mich ernst genommen gefühlt und wir konnten alle offen miteinander reden“, erinnert sich Mautes gerne an diese Zeit zurück. Und: „Ich habe vieles dazugelernt, was beispielsweise im Studium nicht vorkam.“ Während sie noch während des Kurses ein Praktikum absolvierte, das sie als ein „Herantasten“ an die Praxis beschreibt, steckt sie nun seit zwei Monaten in einer Begleitung. In einem Seniorenheim steht sie vier Stunden pro Woche (2 mal 2 Stunden pro Woche) einem alten Menschen zur Seite, unternimmt mit ihm kleine Spaziergänge und das Wichtigste: Sie hört ihm zu. „Gerade in der Zeit der Corona-Pandemie fehlten und fehlen gerade alten und kranken Menschen die sozialen Kontakte. Da tut es gut, wenn es wieder möglich ist, mit anderen Menschen zu sprechen“, sagt Teresa Mautes. Sie spürt förmlich ein „Auftauen“ ihres Gegenübers und dessen Dankbarkeit und Freude über ihre Besuche. Rückhalt für ihr Ehrenamt bekommt die 27-Jährige immer wieder bei den Fachkräften des Ambulanten Hospizes, mit denen sie im engen Austausch ist. Für Teresa Mautes ist ihr Engagement in der Hospizbegleitung eine Bereicherung. „Neben der Chance, anderen Menschen zu helfen, bietet es auch die Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit sich selbst die einen letztendlich auch persönlich weiterbringt“, beschreibt sie ihre Motivation.
Seit über 15 Jahren schon engagiert sich Hanna Kohl in der Hospizbewegung. Als ehrenamtliche Hospizhelferin des Neuwieder Hospizvereins begleitet die Linzerin schwerstkranke und sterbende Menschen in der letzten Phase ihres Lebens.
Einen Fall wird Hanna Kohl nie vergessen. Denn diese Begleitung eines Sterbenskranken hat ihr wie keine andere so deutlich vor Augen geführt, wie wichtig ihr Engagement und das ihrer Mitstreiter ist. Als wäre es gestern gewesen, kann sich Hanna Kohl noch gut an die erste Begegnung mit Herrn M. erinnern. Der Mittvierziger lag im Krankenhaus und es gab keine Hoffnung auf Genesung. Seit vielen Jahren schon war er Diabetiker, beide Beine und der rechte Arm waren amputiert, die Finger der linken Hand zum Teil schon abgestorben. Herr M. hatte keine Zähne mehr, war fast blind und alle zwei Tage dialysepflichtig. Er sagte damals zu Hanna Kohl: „Ich habe schlimme Angst vor dem Tod und möchte noch nicht sterben“. Deshalb hatte er sich für das Leben entschieden und nicht für die Möglichkeit, auf die Dialysebehandlung zu verzichten. Denn in diesem Falle wäre sein Leiden schnell zu Ende gewesen. Stattdessen freute er sich über den Besuch von Hanna Kohl und die Abwechslung, die sie in den Krankenhausalltag brachte. „Nach dieser ersten Begegnung mit dem Mann war es mir recht mulmig, ich konnte mir noch nicht einmal vorstellen, ihn überhaupt anfassen zu können“, erinnert sich Hanna Kohl. Schnell kamen Fragen, wie etwa „Was macht einen Menschen aus?“ oder „Was ist Leben?“ in ihr hoch. Doch Hanna Kohl ging am nächsten Tag wieder ins Krankenhaus, las Herrn M. etwas vor und ließ eine Klangschale erklingen. „Wenn man nichts sieht, dann ist es schön, zu hören“, sagte er. Wieder einen Tag später löst Hanna Kohl eine Krankenschwester beim Essenanreichen ab. „Seinen Anblick und auch den Geruch des Schwerkranken habe ich völlig ausgeblendet, ich sah nur noch den Menschen und warf alle Berührungsängste über Bord“, berichtet Hanna Kohl. In den folgenden Tagen half die passionierte Nichtraucherin Herrn M. sogar dabei, eine Zigarette zu rauchen. „Ich spürte, wie sehr er die Zuneigung genoss und mir signalisierte, dass er leben möchte“. Hanna Kohl konnte sich fantastisch mit Herrn M. unterhalten und mit ihm prima über das Leben philosophieren. Sie las dem ehemaligen Kraftfahrer Reiseliteratur vor und schmiedete auch mit ihm Zukunftspläne. Denn es standen Überlegungen an, ob Herr M. in ein stationäres Hospiz verlegt werden soll. Doch dann rückte die Möglichkeit einer Betreuung in einem nahe gelegenen Pflegeheim in den Fokus. Herr M. freute sich auf diesen Umzug, denn er hatte Heimweh und wäre so wieder in seine Heimat zurückgekehrt. Doch dazu kam es nicht mehr. „Drei Tage später erhielt ich die Nachricht, dass er nachts völlig überraschend verstorben ist“, sagt Hanna Kohl. Für sie war die diese Begleitung etwas Besonderes. „Sie war in vieler Hinsicht ein Geschenk. Diesen Menschen werde ich nicht vergessen“, fügt sie hinzu. Hanna Kohl konnte nie in Erfahrung bringen, wo Herr M. beerdigt wurde, deshalb entzündete sie für ihn auf dem Grab ihrer Eltern eine Kerze.